Zwei Reisen – und viele Fragezeichen

Am Ostermorgen mit dem Flugzeug Richtung Sonnenaufgang: Der April könnte ein ereignisreicher Monat werden! Zum zweiten Mal findet am 13. April an der Universität Sirnak im Südosten der Türkei ein Noah-Symposium statt. Und zum zweiten Mal nach 2013 habe ich mich dort mit einem Beitrag beworben und dieser wurde akzeptiert. Obwohl zunächst nur auf Türkisch angekündigt und mit der Einschränkung, die Reisekosten seien selber zu finanzieren, hat sich nun noch einiges zum Positives gewendet: Es gibt eine englische Version der Seite und mein texanischer Forscherfreund Bill Crouse, der Maßgebliches in der Forschung des Bergs Cudi geleistet hat, und ich wurden nach unseren Daten gefragt für die Buchung des Flugs.

Direkt anschließend ist eine weitere Reise geplant und bereits gebucht: Vom 22. bis 26. April möchte ich mit Schuldekan Thorsten Trautwein nach Israel fliegen. Mordechai Papirblat feiert am 25. April seinen 97. Geburtstag und wir wollen ihm persönlich die deutsche Ausgabe seines Buches »900 Tage in Auschwitz« überreichen. Die Dokumentation dieser Übergabe könnte dann am 1. Mai in Maisenbach gezeigt werden, wo Projektpartner Zedakah e.V. nicht nur sein jährliches Israel-Freundestreffen abhält, sondern auch das 60-jährige Jubiläum feiert.

»Könnte« – habe ich eingangs geschrieben. Waren es bei den ersten Planungen noch Fragen wie: »Wird Mordechai Papirblat gesund genug sein, um Besuch zu empfangen?« oder »Wie entwickelt sich die politische Lage an der türkisch-syrischen Grenze?« beschäftigt uns inzwischen vor allem ein Thema: Der Corona-Virus! Israel hat sein Staatsgebiet völlig abgeriegelt, Deutschland zunächst zum Risikogebiet erklärt und inzwischen alle Besucher »ausgeladen«. Touristen, die im Land sind, werden nachhause geschickt. Die Türkei, bisher erstaunlich lange virusfrei geblieben, hat nun gerade seine ersten Corona-Fälle vermeldet. Es ist im Moment nicht absehbar, wie es weitergehen wird.

Hier, in meiner unmittelbaren Umgebung, werden einerseits massenweise Veranstaltungen abgesagt, andererseits schüttelt man sich anderswo ganz unbedarft die Hände oder fährt ins Stadion.

Im Angesicht des Corona-Virus ist die Planungssicherheit gleich null!

Es sind noch einmal aktualisierte Flyer eingetroffen für das archäologische Tagesseminar in Nagold am 28. März. Ich möchte (»könnte«!) eine weitere Einladungsrunde starten, es geht in die heiße Phase der Vorbereitungen, Catering bestellen, letztes Briefing mit den Referenten. Aber: Kann die Veranstaltung überhaupt durchgeführt werden? Stand heute ist alles in der Schwebe, möglicherweise werden wir am Freitag eine Entscheidung treffen.

Dennoch geht natürlich einiges voran: Das bereits erwähnte Buch »900 Tage in Auschwitz« steht kurz vor der Fertigstellung und soll nächste Woche in den Druck gehen.

Das englischsprachige Paper »Pilgrims to Noah« für das Sirnak-Symposium ist verfasst und wird nach letzten Korrekturen am Wochenende eingereicht.

Am Montag, den 2. März 2020 haben in Sulz auf der Fläche der zukünftigen Steinbrucherweiterung Ausgrabungen stattgefunden, leider mit ernüchterndem Ergebnis: Zu einem späteren Zeitpunkt werde ich noch ausführlicher darüber schreiben.

Ein anderes heimatgeschichtliches Projekt hat sich allerdings aufgetan: Bilder von archäologischen Grabungen bei der Kirchenrenovierung 1961 in Sulz sind aufgetaucht. Und: MORIJA hat die EDV- und medientechnische Arbeit für »Breitlings digitale Dorfchronik« verantwortet, ein Artikel ist im Schwarzwälder Boten erschienen.

Es läuft also einiges, und da ich sowieso meist im Homeoffice arbeite, wird mir sicher auch in nächster Zeit nicht langweilig. Aber für die angedachten Unterwegs-Termine, das »Salz in der Suppe« der MORIJA-Arbeit, sieht es derzeit heikel aus. Die nächsten Tage werden entscheidend: Wird der April ein spannender Reisemonat? Oder eher ein Zeitpuffer für unspektakuläre Büro- bzw. Produktionsarbeit?

Timo Roller

Ausblick 2020

Vor etwas mehr als fünf Jahren, im September 2014, haben wir die MORIJA gGmbH gegründet. Den Namen MORIJA, unter dem bereits 1999 der Vorläufer des Buchs »Einzigartiges Israel« herausgegeben wurde, verwenden wir bereits seit 20 Jahren. Daher haben wir nach dem Vortragsabend am 8. Dezember darauf angestoßen – trotz des ernsten Themas, über das Schuldekan Thorsten Trautwein zuvor referiert hatte. Er sprach über das Leben von Mordechai Papirblat, das dann aber doch eben auch viel Hoffnung beinhaltet nach allem Leid, dass der heute 96-Jährige als Holocaust-Überlebender im Ghetto und im Konzentrationslager erfahren hatte.

Der Vortrag setzte auch thematisch einen wichtigen Schlusspunkt (oder, besser gesagt: einen Doppelpunkt) hinter ein Jahr, das sehr stark im Zeichen dieses Mannes und unseres nach ihm benannten Projekts stand. Das Papierblatt-Projekt ist gewachsen, bekannter geworden, wurde von Presse und Politik wahrgenommen, ist in Schulen zum Einsatz gekommen und hat viele Zuschauer bewegt. Im März waren wir auf Studienreise in Auschwitz, im Mai haben Thorsten Trautwein und ich Mordechai Papirblat in Tel Aviv besucht. In den nächsten Wochen soll nun seine Biografie »900 Tage in Auschwitz« in deutscher Sprache erscheinen.

Anlässlich des Holocaust-Gedenktages und des 75. Jahrestages der Befreiung von Auschwitz veranstalten unsere Projektpartner am 26. und 27. Januar eine Tagung in Maisenbach und Bad Liebenzell mit dem Thema: »75 Jahre nach Auschwitz – der Glaube an Gott im Angesicht des Schreckens«. Wir laden noch herzlich dazu ein!

Eine Woche später findet die Lichtmesskonferenz in Nagold statt, zum 164. Mal in ununterbrochener Folge. Johannes Luitle, Leiter der Liebenzeller Mission beleuchtet Anliegen der Weltmission. MORIJA ist wie immer mit einem Infostand (zusammen mit Aseba) und auch in der Öffentlichkeitsarbeit dabei. Veranstalter ist die Zellerstiftung, der wir zusammen mit unserem Grafiker Samuel Pross zu einem neuen Outfit verholfen haben und nun auch die Website aufbauen.

Wieder in Bad Liebenzell findet am 8.2. der Männertag statt, auf dem ich einen Vortrag halte über die »Archäologie Jerusalems«.

Und wiederum in Nagold gibt es dann am 28.3. ein Tagesseminar »Bibel und Wissenschaft«, bei dem es um archäologische Zeugnisse aus der Welt Hiskias, Jesajas und Sanheribs geht. Mit Peter van der Veen, Luis Saenz, Ulrich Romberg und Dekan Ralf Albrecht haben wir kompetente Referenten zu Gast.

Die spannendste Reise meines Lebens war diejenige in die Südosttürkei im Jahr 2013 an den Fuß des Archebergs Cudi Dagh. Anscheinend wird eine Fortsetzung des Kongresses stattfinden, an dem ich damals mitzuwirken konnte. Welche Bedeutung und welchen Umfang diese Veranstaltung haben wird, war allerdings noch nicht in Erfahrung zu bringen. Obwohl im Titel wieder das »International« steht, ist die Website nur durch den Google-Übersetzer für mich lesbar. Eine englische Ausschreibung gibt es nicht.

In unserer Gesellschafterversammlung am 14.1.2020 haben wir das Geschäftsjahr 2018 abgeschlossen und auch die Zahlen von 2019 im Blick gehabt. Es geht voran, die MORIJA-Arbeit wächst und gedeiht, den größer gewordenen Umfang des Papierblatt-Projekts und vieler weiterer gemeinnütziger Tätigkeiten konnten wir dankenswerterweise durch einen gestiegenen Spendeneingang bewältigen. Und auch der kommerzielle Bereich von MORIJA ist gewachsen.

Als wir die Übersetzung der Papierblatt-Biografie aus dem Hebräischen finanzieren mussten, erhielten wir gerade rechtzeitig eine größere Spende, die wir für den Bedarf dieses Buchprojekts verwenden konnten – und auch die Finanzierung der Druckkosten scheint gesichert. Um das Buch zu einem bezahlbaren Preis anbieten zu können, können wir hier nicht nur kaufmännisch rechnen – zumal, wenn man an die hohen Rabatte für den Buchhandel denkt.

Gerne können Sie das Buch zum Preis von 14,95 € bereits vorbestellen. Auch der Vortrag von Thorsten Trautwein, der eingangs erwähnt wurde, ist online verfügbar, allerdings nicht öffentlich. Auf Rückfrage verschicke ich gerne den Link per E-Mail.

Danke fürs Interesse und viele Grüße
Timo Roller
Geschäftsführer

Frohe Weihnachten!

»Ich will diese Stadt beschirmen, dass ich sie errette um meinetwillen.« (2. Könige 19,34)

Kitschiger Kommerz! Was haben die Weihnachtsmänner mit diesem Bibelvers zu tun? Ich habe sie in der Stadt fotografiert, um die es im Bibelvers geht: Jerusalem.

Zwei Fragen habe ich mir gestellt: Wie hält die Schokolade, die da drin sein müsste, direkte Sonneneinstrahlung bei sommerlichen Temperaturen aus? Und: Waren diese Nikoläuse noch da oder schon da, als ich sie im Mai fotografierte? Weiter weg von Weihnachten geht kaum!

Jerusalem ist bunt und vielfältig und faszinierend. Im Hiskiatunnel habe ich den Galileo-Moderator Stefan Gödde kennengelernt, dessen neues Buch genau davon erzählt: von unterhaltsamen und ernsten Geschichten aus Jerusalem. In einer davon kommen wir vor: »schwäbische Tunnelforscher« auf den Spuren Hiskias! Ein empfehlenswertes Büchlein mit dem Titel: »Nice to meet you, Jerusalem«.

Der Bibelvers aus 2. Könige 19,34 handelt von der Zeit König Hiskias: Kein Heer von Weihnachtsmännern, sondern ein Heer von assyrischen Soldaten stand vor den Toren der Stadt. Hiskia und seine Jerusalemer waren vorbereitet: Mit riesigem Aufwand hatten sie einen Tunnel gegraben, der das lebensspendende Quellwasser ins sichere Innere der Stadt leitete. Aber dennoch sprach Gott durch den Propheten Jesaja: »Und ich will diese Stadt beschirmen, dass ich sie errette um meinetwillen und um meines Knechtes David willen.«

Vernunft und Gottvertrauen, beides gehörte zusammen – so war es vor 2700 Jahren und ähnlich ist es noch heute: Israel hat zum Schutz vor feindlichen Raketen das Abwehrsystem »Iron Dome«, die Eiserne Kuppel. Aber Gottes Schirm und Schutz sind trotzdem unverzichtbar.

Unsere Arbeit bei MORIJA spiegelt das auch wieder: Wir planen, machen, bringen Dinge voran. Doch ohne Gottes Zutun wäre es schwierig bis unmöglich. So haben wir bei der Finanzierung unseres sehr aufwendigen Papierblatt-Projekts manches Wunder erlebt!

Dieses Projekt hat das Jahr 2019 sehr geprägt: Eine Reise nach Auschwitz und ein Besuch bei Mordechai Papirblat in Israel waren bewegende Höhepunkte. Wir werden in Kürze Papirblats Biografie veröffentlichen – und laden mit ein zu einer Tagung zum Thema Auschwitz nach Bad Liebenzell. Das Gedenken an den Holocaust ist nach wie vor wichtig! Es gilt, die richtigen Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und dem Judenhass heute in verschiedensten Milieus entgegenzuwirken.

Nikoläuse und Assyrer, Jerusalem und Auschwitz: Heiteres und Todernstes liegen oft so nah beieinander: Auch an Weihnachten, wo die Finsternis und Gottesferne durch Jesus Christus, das Licht der Welt, durchbrochen wurde! Ich bin froh, dass Gott uns in allem begleitet und durchträgt.

Timo Roller

»Es brennt!«

Ein aktueller Unterrichtsentwurf gegen Antisemitismus

Der schreckliche antisemitische Angriff auf die Synagoge in Halle an Jom Kippur (9.Oktober) mit zwei Todesopfern und auch das glücklicherweise erfolglose Messerattentat auf die Synagoge in Berlin wenige Tage zuvor haben uns die Notwendigkeit aufgezeigt, kurzfristig einen Unterrichtsbaustein zu erstellen, um das Thema in der Schule aufgreifen zu können.

Das Lied »S’brent« (»Es brennt!«) von Mordechai Gebirtig wurde 1938 geschrieben und hat eine geradezu »prophetische« Dimension, wenn man die damals noch in der Zukunft liegende Judenvernichtung betrachtet. Der junge jüdische Sänger Yoed Sorek bezeichnete schon am 9.11.2018, als er das Lied in Berlin gesungen hat, die enthaltene Warnung als auch heute noch »sehr, sehr aktuell«.

Das für deutsche Ohren nur in Teilen verständliche jiddische Lied berührt zutiefst!

Lied und Unterrichtsentwurf sind auf der Papierblatt-Website zu finden.

Timo Roller, 11.10.2018, KW 41

Veranstaltungsmarathon – ein Rückblick

Im Museum in Bozen (Südtirol): Ötzi (links) und ich. 😉

Nachdem ich im Familienurlaub die Gelegenheit hatte, mich ein wenig auf die Spuren Ötzis zu begeben und neue Inspriationen für unser Urmenschen-Projekt zu sammeln, begann Anfang September ein fast dreiwöchiger Veranstaltungsmarathon.

Ein wichtiger Baustein für die zukünftige Arbeit unseres CVJM Sulz am Eck e.V. mit dem neuen Gemeinschaftshaus war am 5. September die Eröffnung des Cafés am Bach. Ehrenamtlich war ich dabei für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Das Café am Bach hat donnerstags von 14.30 Uhr bis 17 Uhr geöffnet.

Am Tag des offenen Denkmals (8. September) machten wir eine Tour durch meinen Heimatort Sulz am Eck. Über 40 Interessierte begleiteten Heide Dittus vom Schwarzwaldverein und mich durch den Ort, um an verschiedenen Stellen Geschichte zu erleben. Der Gäubote schreibt über meine Ausführungen in der Michaelskirche: »Für 2020 ist hier eine Renovierung geplant, wie Timo Roller erzählte. Diesmal jedoch befassten sich die Besucher eher mit der Chorsakristei und dem Sakramentshäuschen aus vorreformatorischen Zeiten. Erst vor kurzem wurde in der Kirche ein über 500 Jahre altes Hostienkästchen entdeckt, das in das Sakramentshäuschen gehört.« Zum Abschluss der Wanderung im Gemeinschafthaus präsentierte ich darüber hinaus noch Fotos aus dem Judenbad in Wildberg sowie Funde, die von »Siedlungsspuren über der Sulzer Burghalde« zeugen.

Ein »Fenster zur Vergangenheit der Bibel« war die diesjährige Archäologietagung der Studiengemeinschaft Wort und Wissen auf dem Schönblick in Schwäbisch Gmünd vom 13. bis 15. September. Dort war MORIJA mit einem kleinen Stand vertreten und ich erzählte Interessierten von unserer Arbeit.

Dabei kam auch erstmalig unser neues Magazin »#bibelabenteurer« unter die Leute: Es enthält Kurzfassungen einiger Artikel, eine Vorstellung aktueller Projekte sowie einen Einblick in Forschungen, die erst noch ausgearbeitet werden müssen. Auch faszinierende Menschen stelle ich vor: Mordechai Papirblat, Namensgeber unseres Holocaust-Projekts und 96-jähriger Auschwitz-Überlebender. Ulrich Romberg, der das Wassersystem der Jerusalemer Davidstadt jahrzehntelang erforscht hat. Und Stefan Gödde, den Moderator der Wissens-Sendung »Galileo«, dem wir im Hiskia-Tunnel begegnet sind und der im Vorwort von unserem denkwürdigen Zusammentreffen berichtet. Gerne können Sie das Magazin in gedruckter Form bei uns anfordern, auch mehrere Exemplare zum Weitergeben. Es ist kostenlos, wir freuen uns aber natürlich jederzeit über Spenden für unsere Medien- und Forschungsprojekte. Lassen Sie sich inspirieren und werden Sie selbst zum Bibelabenteurer!

Ausstellungsstand auf dem Schönblick

Etwa 400 Menschen haben den Israelkongress vom 19. bis 22. September auf dem Schönblick besucht, einen Artikel darüber hat das Pro Medienmagazin veröffentlicht. Zu dritt haben wir am Ausstellungsstand die Arbeit von MORIJA und ASEBA vorgestellt. Darüber hinaus konnte ich zwei gut besuchte Seminare zur »Archäologie Jerusalems« halten.

Angesichts des zunehmenden Antisemitismus, der unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger bedroht sowie die Werte unserer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft verletzt, veranstaltete das baden-württembergische Innenministerium gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft am vergangenen Montag einen Fachtag zum Thema »Antisemitismus – Jüdisches Leben in Deutschland zwischen Sicherheit und Unsicherheit«. Wir konnten dort unser Papierblatt-Projekt einem interessierten Publikum präsentieren und freuen uns über positives Feedback. Auch die Jüdische Allgemeine hat ausführlich über die Veranstaltung berichtet.

Timo Roller
27.9.2019, KW39

Gruppenbild beim Fachtag – Papierblatt-Team und die politischen Akteure: Schuldekan Thorsten Trautwein, Innenminister Thomas Strobl, Antisemitismusbeauftragter Michael Blume, Frank Clesle von Zedakah und Timo Roller von Morija (v.l.n.r.)

Bibelabenteurer-Magazin und Veranstaltungen im September (und darüber hinaus)

In letzter Zeit war sehr viel los. Darunter hat die Öffentlichkeitsarbeit etwas gelitten und das ist natürlich schlecht. Daher eine Übersicht in Kürze:

Am 2. September erscheint unser (kostenloses) Magazin »Bibelabenteurer« als Ergänzung zur Website. Darin enthalten sind einige Artikel über biblische Themen: »Auf den Spuren Abrahams: Von Haran ins Heilige Land«, »Ära des Untergangs: Die Zeit von Daniel«, »Eine Momentaufnahme der Auferstehung? Das geheimnisvolle Turiner Grabtuch« und »Jerusalem: Expedition mit Tunnelblick«. Das Magazin gibt auch einen Überblick über die Arbeit von MORIJA und ASEBA Deutschland, das Projekt »Papierblatt« wird ebenfalls vorgestellt. Wir freuen uns, dass Stefan Gödde ein Vorwort dafür geschrieben hat. Er ist bekannt als Galileo-Moderator und ihn haben wir 2018 im Hiskiatunnel getroffen. Ein sympathischer Typ mit einem erfreulichen Gespür für das wirklich Wichtige im Leben.

Im September stehen einige Veranstaltungen auf dem Programm, bei denen wirals MORIJA mit dabei sind und das Magazin teilweise unter die Leute bringen wollen:

Tag des offenen Denkmals: Am Sonntag, 8. September lautet das Thema des bundesweiten Thementags: »Modern(e): Umbrüche in Kunst und Architektur«. Heide Dittus und ich werden in Sulz am Eck auf einem Spaziergang durchs Dorf ab 13:30 Uhr (Treffpunkt Gemeindehalle) diesem Jahresthema auf der Spur sein. Wir machen eine Runde durch das neugestaltete »Kloster«, besichtigen das Gemeinschaftshaus mit einer schön gestalteten Vitrine zum Thema »Kirche, Kinderkirche und Konfirmation«, gehen dann an der Kirche vorbei zum Friedhof, wo vor kurzem verschiedene Grenzsteine dem Grubstock hinzugefügt wurden. Wer möchte, kann anschließend noch zum Brauni-Treff auf dem CVJM-Freizeitgelände zu Kaffee und Kuchen mitgehen.

In Schwäbisch Gmünd findet vom 13. bis 15. September 2019 im Gästezentrum Schönblick die Tagung für Biblische Archäologie der Studiengemeinschaft Wort und Wissen statt. MORIJA wird dort mit einem Infostand präsent sein. Die Tagung trägt den Titel: »Fenster zur Vergangenheit der Bibel: Assyrien, Ägypten und die Süd-Levante: Chronologie, Geschichte, Bilderkunst und Epigraphik«.

Am darauffolgenden Wochenende findet ebenfalls auf dem Schönblick der Israel-Kongress »Israel – Licht der Welt?!« statt, von Donnerstag, 19. bis Sonntag, 22. September. Dort werden wir gemeinsam mit ASEBA Deutschland unsere Arbeit präsentieren. Im Rahmen der Seminare werde ich Einblick geben in »Die Archäologie Jerusalems: Auf den Spuren von Hiskia, Salomo und Abraham«.

Eine besonders wichtige Veranstaltung ist der »Gemeinsame Fachtag Antisemitismus« des baden-württembergischen Innenministeriums und der Israelitischen Religionsgemeinschaft in Stuttgart. Unser Zeitzeugen-Projekt »Papierblatt« wird dort am Nachmittag dem Publikum vorgestellt.

Die Vorbereitungen für all diese Dinge haben mich in den letzten Wochen in Trab gehalten, dazu viele weitere laufende Film- und Web-Projekte. Die Veröffentlichung einer neuen ASEBA-Bibel-Multimedia-Präsentation wird hoffentlich in diesem Jahr noch gelingen, die Übersetzung der Biografie des Holocaust-Überlebenden Mordechai Papirblat ist angelaufen und das Buch soll im Januar 2020 erscheinen.

Denn auch 2020 sind schon zwei interessante Veranstaltung unter Mitwirkung von MORIJA geplant:

Eine Tagung zu »75 Jahre Befreiung von Auschwitz« mit einem Vortrag einer Auschwitz-Überlebenden am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar.

Ein Tagesseminar »Bibel und Wissenschaft« der Zellerstiftung in Nagold mit dem Titel »Showdown in Jerusalem« mit archäologischen Erkenntnissen und biblischen Gedanken über die Zeit von Hiskia, Jesaja und Sanherib. Termin: Samstag, 28. März 2020.

Es läuft also allerlei Interessantes parallel – auch die Erforschung der »Siedlungsspuren« geht in die neue Runde, nachdem die entsprechenden Ackerflächen nun abgeerntet sind. Darüber mehr beim nächsten Mal.

Viele Grüße
Timo Roller
16.8.2019, KW33

CVJM-Events, ein Projektantrag und Datenarchäologie

Das letzte Wochenende stand im Zeichen des CVJM Sulz. Für die Einweihung des Gemeinschaftshauses am Bach am Sonntag habe ich drei Medienproduktionen beigetragen: Einen kurzen 4-K-Film für das Info-Display im Eingangsbereich, einen 4,5-stündigen Zeitraffer-Film über die gesamte Bauphase sowie einen 20-minütigen Film mit Zeitrafferaufnahmen, Fotos und Videosequenzen als kompakten Rückblick über den Abriss des alten Gemeinschaftshauses und das Werden des neuen. Mit einer Ankündigung und der Nachberichterstattung (siehe Bild) gab es auch in Sachen Öffentlichkeitsarbeit viel zu tun.

Über den FlexiCup, der bereits am Samstag stattfand, habe ich im Vorfeld berichtet, den Artikel über den Tag selbst hat ein Kollege übernommen. Besucht habe ich das spektakuläre Turnier im Steinbruch Mötzingen trotzdem, es war eine tolle Sache. Und am Freitag war noch Männervesper mit dem geläuterten Betrüger Josef Müller, mein Bericht darüber ist – wie auch die anderen – im Schwarzwälder Boten erschienen.

Für ein Projekt in Zusammenarbeit mit Zedakah e.V. haben wir – MORIJA als »Tandempartner« – einen Förderantrag ausgearbeitet. Das Programm heißt »Jugend erinnert« und ist von der Bundesregierung initiiert. Das war viel Arbeit und wir hoffen, dass sie sich auszahlt. Mit Fördergeldern könnten wir intensiv an »Papierblatt« weiterarbeiten und zusätzlich eine »Basis« als außerschulischen Lernort einrichten.

Datenorganisation und Sicherung sind lästige Jobs, aber dringend einmal wieder notwendig, nachdem sich durch Reisen, Termine und die tägliche Arbeit viele Fotos, Videos und Dokumente angesammelt haben, zudem auf mehrere Rechner verteilt.

Ein »neuer« gebrauchter iMac dient nun als Test-System, um das weitere Vorgehen für die MORIJA-Medienproduktion zu überlegen: Die Kaufversionen der Adobe-Software funktionieren höchstens noch auf Mac OS 10.12 (Sierra), bisher läuft die Produktion noch unter OS 10.9 (Mavericks), das allerdings nicht mehr mit Sicherheitsupdates versorgt wird. Wie lange dies für Sierra noch der Fall sein wird, ist die spannende Frage. Letztens wurde Version 10.15 (Catalina) angekündigt, daher ist es nun Zeit für einen Umstieg zumindest auf Sierra.

Eine Kompatibilitätsübersicht auf der sehr nützlichen Seite www.roaringapps.com

Neben den Adobe-CS-6-Programmen ist auch für DVD Studio Pro von Apple das Lebensende absehbar, das Programm wurde 2009 (!) zum letzten Mal aktualisiert. Auch diese Anwendung läuft daher nicht mehr auf neueren Systemen. Da es kein Nachfolgeprogramm gibt, ist die Herstellung von DVDs in absehbarer Zeit gar nicht mehr so einfach möglich!

Sobald alles auf dem iMac stabil läuft (die Installation der Software war bereits äußerst problematisch, da die Updates überhaupt nicht mehr online zur Verfügung gestellt werden), wird auch der Produktionsrechner neu mit Sierra aufgesetzt und soll danach so lange wie möglich mit den alten Programmen weiterlaufen, notfalls irgendwann aus Sicherheitsgründen nur noch offline.

Als Linux-Variante möchte ich demnächst statt Xubuntu auf dem Laptop das neue Debian 10 installieren. Diese Distribution verspricht in manchen Dingen viel Kontinuität und ist damit das Gegenteil von dem, was Profi-Anwender mit Apple in den letzten Jahren erlebt haben (z.B. das Update von Final Cut Pro ohne die Möglichkeit, alte Projekte weiterzuverwenden …). Aber ob damit irgendwann Medienproduktion und -verwaltung so angenehm möglich sein wird wie mit Premiere, Indesign, Lightroom und Co., ist halt die große Frage.

Und so bewahrheiten sich eigentlich die alten Nerd-Weisheiten, trotz denen man aber irgendwann Schritte in die Zukunft gehen muss: »Never touch a running system«, »Save early, save often« – und (meine Erkenntnis): Datenarchäologie wird vielleicht DIE Wissenschaft des 21. Jahrhunderts …

Timo Roller
12.7.2019, KW28

Medientechnik gestern, heute, morgen. Und Kicken im Steinbruch.

Die Tage ziehen ins Land, es gibt viel zu tun, aber insgesamt wenig zu berichten. Hinter den Kulissen basteln wir an den überarbeiteten Internetauftritten der Studiengemeinschaft Wort und Wissen und des Kirchenbezirks Calw-Nagold. Auch das Projekt »Papierblatt« muss weiter vorangebracht werden. Wir planen bereits Veranstaltungen im Herbst und im Januar 2020. Für die Übersetzung der Biografie von Mordechai Papirblat überprüfen wir die Möglichkeiten und Kosten. Für das Projekt werden wir in den nächsten Monaten Geld brauchen, wir hoffen auf Spenden und/oder Fördermittel.

Der Steinbruch in Mötzingen: Kulisse für den diesjährigen CVJM-FlexiCup!

Medieninstallation und Öffentlichkeitsarbeit für die anstehende Einweihung des neuen Sulzer Gemeinschaftshauses sowie des außergewöhnlichen Flexicup-Turniers benötigen zur Zeit verstärkten ehrenamtlichen Einsatz. »Schon mal in einem Steinbruch gekickt?« – so beginnt der Artikel, der anfangs dieser Woche im Schwarzwälder Boten und im Gäuboten erschienen ist und auf die einzigartige Veranstaltung am 6. Juli hinweist.

Zeitraffer-Aufnahmen und eine kurze 4-K-Videoproduktion sind für die Gemeinschaftshaus-Eröffnung am 7. Juli geplant. Der hochauflösende UHD-Videostandard mit 3840 x 2160 Pixeln ist auch für mich neues Terrain, es gibt insgesamt erst wenige Zuspieler: manche Youtube-Videos, Amazon-Prime-Sendungen sowie die noch recht seltenen UHD-Blu-Rays. Selbst meine Sony RX10 kommt hier an ihre Grenzen, was die Abbildungsqualität angeht. Objektivschärfe, Kompressionsverfahren und unsaubere Schwenks haben hier noch viel stärkeren Einfluss auf die Bildqualität und selbst Bildschirme im Bereich von unter 1000 Euro entlarven jeden Fehler.

Medientechnik entwickelt sich weiter, die Zeit schreitet fort. Und die Erinnerung an mein Studium Ende der 1990-er Jahre ist eigentlich schon ziemlich verblasst. Höchste Zeit, an der Hochschule der Medien in Stuttgart mein Gedächtnis wieder ein wenig aufzufrischen und anlässlich des Jubiläums »40 Jahre Audiovisuelle Medien« die MediaNight zu besuchen. Mal sehen, was sich in den letzten Jahren getan hat und welche einstigen Kollegen man trifft und überhaupt noch kennt.

Timo Roller
28.6.2019, KW2
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Alltag bestimmt den Alltag

Seit der Rückkehr von der kurzen, aber intensiven Reise nach Israel ist es vor allem eins, was die vergangenen zwei Wochen bestimmt hat: Alltag.

Neben der Aufarbeitung der Bilder und Informationen aus Israel gibt es vor allem zwei Web-Projekte, die zur Zeit viel Arbeit beinhalten:

Die Studiengemeinschaft Wort und Wissen ist seit 1998 im Internet präsent und hat seither sehr zahlreiche Informationen zum Themenfeld Glaube und Wissenschaft veröffentlicht. Nun sind wir dabei, den Web-Auftritt auf eine neue, zeitgemäße Basis zu stellen, die auch für Mobilgeräte geeignet ist.

MORIJA unterstützt das Admin-Team von W+W dabei, die Fülle von Hunderten Einzelseiten zu übertragen und das Projekt zu koordinieren. Die erste Etappe wurde zum 25. Mai 2019 geschafft, während der W+W-Hauptkonferenz ging die neue Veranstaltungs-Seite online, die unter folgender Adresse zu erreichen ist: https://veranstaltungen.wort-und-wissen.org.

Bis zum Jahreswechsel 2019/2020 sollen die restlichen Seiten und Module fertiggestellt werden und dann wird komplett auf die neue Website umgeschaltet.

Beim fusionierten Kirchenbezirk Calw-Nagold ist die Umschaltung auf eine neue Web-Präsenz bereits erfolgt und diese wird im laufenden Betrieb ausgebaut. Hinter den Kulissen habe ich Informationen zu den 43 einzelnen Kirchengemeinden und Gemeindeverbünden zusammengestellt sowie Bildmaterial gesammelt. Der entsprechende Menüpunkt unter www.kirchenbezirk-calw-nagold.de wird demnächst online gehen.

An unserem Ort wurde in den letzten Monaten das neue CVJM-Gemeinschaftshaus gebaut, wofür MORIJA die Öffentlichkeitsarbeit koordiniert. Einladungskarten und Anschreiben für die Einweihungsfeier am 7. Juli 2019 sind im Druck und sollen demnächst verteilt werden. Auch die Website wird dementsprechend aktualisiert: www.cvjmsulz.de/gemeinschaftshaus/

Dieses ehrenamtliche Engagement geht Hand in Hand mit gelegentlichen Streicharbeiten und der Konzeption und Installation von Medientechnik im Gebäude.

Timo Roller
7.6.2019, KW2
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Vier Tage auf der Suche nach Spuren der Vergangenheit

Eine kurze und intensive Reise nach Israel liegt hinter uns: Thorsten Trautwein, Schuldekan der Kirchenbezirke Calw-Nagold und Neuenbürg, flog mit mir am vergangenen Samstagabend in Zürich los. Wichtigster Anlass des Kurztrips war der Besuch bei Mordechai Papirblat, dessen Namen wir vor einigen Jahren für unser gemeinsames Projekt gewählt hatten: »Papierblatt – Holocaust-Überlebende berichten«.

Nach Nachtflug und Zugfahrt kamen wir am Sonntag pünktlich zum Frühstück in Maalot an, wo unsere Freunde von Zedakah ein Pflegeheim für Holocaust-Überlebende betreiben.

Rachel M., eine Bewohnerin, erzählte uns und der Kamera ihr bewegendes Schicksal. Wir werden das Interview für www.papierblatt.de aufbereiten.

Danach fuhren wir nach Kapernaum, wo wir Fotos und Filmaufnahmen für ein Fortbildungsprojekt des Schuldekans machten.

Entlang des Sees Genezareth ging es zum Kibbuz Gesher: Dort lebte Mordechai Papirblat nach seiner Ankunft im heutigen Israel 1946 für ungefähr ein Jahr. Die Ruinen des ursprünglichen Kibbuz direkt am Grenzzaun zu Jordanien sowie ein unterirdischer Bunker zeugen von den Spannungen, die damals vor und nach der Staatsgründung das Leben und die Existenz der Neuankömmlinge bedrohten. Im Archiv am heutigen Standort des Kibbuz forschten wir nach Bildern und Informationen – und tatsächlich fand sich die Registrierungskarte Mordechai Papirblats mit Foto in einer alten Holzbox.

Zurück in Maalot, wegen Straßensperrung am Berg Tabor vorbei, freute ich mich nach 37 Stunden wieder mal auf ein richtiges Bett.

Am Montag fuhren Gideon Bayer zusammen mit Thorsten und mir nach Süden, zum eigentlichen Anlass der Reise: Einem Besuch bei Mordechai Papirblat.

Zwischenstop machten wir in Atlit, dem Auffanglager, in dem er nach seiner Ankunft im damals britischen Mandatsgebiet zunächst als »illegaler Einwanderer« festgehalten wurde. Wenige Monate nach dem Holocaust erlebte er erneut ein Leben hinter Stacheldraht, mit Sammelduschen und Desinfektionsanlagen. Die Baracken waren allerdings relativ bequem eingerichet, man hatte persönliche Gegenständen und keine ständige Angst vor dem Tod wie in den deutschen KZs.

Im Gespräch mit einer Verantwortlichen der heute für Besucher offenen Gedenkstätte bekamen wir Einblicke in die Fluchtbewegungen der Juden aus Europa, Thorsten Trautwein forschte weiter, während ich unter Zeitdruck noch etliche Bilder vom Lager machte.

Mit einer halben Stunde Verspätung kamen wir in Ramat Gan an und wurden von Mordechai und seinem Sohn Zvi Papirblat herzlich empfangen. 4,5 Stunden lang dauerte der Besuch und die Zeit verging wie im Flug. Thorsten, der sich intensiv mit der Lebensgeschichte Mordechais befasst hatte, stellte viele Fragen über die Zeit vor und nach dem Krieg. Über die Details also, die normalerweise in den Lebensberichten (siehe hier und hier) nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Beeindruckend, an wieviele Details sich der 96-Jährige noch erinnern kann. »Es gedenkt mir noch«, sagte er immer wieder in seinem besonderen Deutsch-Jiddisch. Meist konnten wir uns sehr gut mit ihm direkt unterhalten, nur hin und wieder erklärte ihm Gideon Bayer die Fragen auf Hebräisch.

Zvi gab Einblicke in die Familiengeschichte – eine sehr kleine Familie, ohne Onkel, Tanten, Nichten, Neffen. Denn Mordechai war der einzige aus seiner ganzen Verwandtschaft, der den Holocaust überlebt hat. Und der einzige, der nach dem Zweiten Weltkrieg noch diesen besonderen Namen trug: »Papirblat«. Mein Name ist ein Denkmal, pflegt er zu sagen. Mittlerweile ist die Papirblat-Familie gewachsen: Mordechai hat zwei Söhne, drei Enkel und seit kurzem sogar zwei Urenkel!

Trotz der langen Zeit, die wir bei Papirblats waren, hatten wir den Eindruck, es würde noch unglaublich viel zu erfahren geben. Mordechai und Zvi waren gerne bereit, sich mit uns noch einmal für den darauffolgenden Abend zu einem weiteren Besuch zu verabreden.

Thorsten und ich ließen den Tag im malerischen Sarona-Viertel ausklingen, einer ehemaligen Templer-Kolonie. Dort aßen wir neben einem Mc Donalds und zwischen vielen Hochhäusern leckeres Fladenbrot mit Humus.

Am Dienstag ging es früh los, über die neue Zugverbindung hinauf nach Jerusalem, dann um die Altstadt herum mit dem Bus zur Davidstadt, dorthin wo in Israel alles begann.

Schnell Eintritt bezahlt, die nötige Ausrüstung in die Taschen gesteckt und den Rest ins Schließfach. Dann ohne weitere Verzögerung zum Eingang des unterirdischen Bereichs und zügig zum Hiskiatunnel. Als allererste waren wir dort und hatten im Tunnel genügend Zeit für ein paar Nachuntersuchungen: Ein Blindstollen, der Zusammenschluss in der Mitte des Tunnels, ein Schacht am Ende, der Ausgangsbereich: Hier hatten wir – quasi im Auftrag von Ulrich Romberg (siehe »Expedition mit Tunnelblick«) – noch ein paar Messungen und Untersuchungen an den Wänden vorzunehmen: Spuren der Werkzeuge, Kalkausblühungen, Putzreste. Einige neue Beobachtungen und Bilder – zum Teil nur mit UV-Licht fotografiert – werden in nächstet Zeit zu verwerten sein.

Nach dem Ausstieg aus dem Tunnel ging es wieder hinauf zum Eingang, um unser Gepäck zu holen. Auf einen zweiten Durchgang durch den Warrenschacht, bei dem wir durch den (trockenen) Kanal 2 hindurch wollten, verzichteten wir wegen des inzwischen sehr groß gewordenen Andrangs. Wir stiegen außerhalb die Treppe hinab zum Quellgebäude und dann durch das Kidrontal hinunter zum Siloahteich. Von dort dann durch den Entwässerungskanal aus der Zeit Jesu hinauf Richtung Altstadt.

Wir schlenderten zur Klagemauer, dann durch das muslimische Viertel: von einer Treppe aus ein kurzer Blick zum Felsendom, weiter ließen uns die schwerbewaffneten Polizisten an dieser Stelle nicht. Durch den Shuk querten wir die Via Dolorosa, bevor wir die Altstadt durch das Damaskustor verließen.

Pünktlich kamen wir mit der neuen Straßenbahn an der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem an, wo wir um 14.30 Uhr einen Termin mit einer deutschen Mitarbeiterin im European Department hatten. Wir tauschten uns aus über Holocaust-Didaktik und gewannen wertvolle Erfahrungen aus der Arbeit in dieser bemerkenswerten Einrichtung. Es blieb dann noch kurz Zeit für den Besuch der Ausstellung, der Kinder-Gedenkstätte, des Kunstmuseums und der »Allee der Gerechten«.

Schon mussten wir uns auf den Rückweg nach Tel Aviv machen, wo wir am Abend ein weiteres Mal Mordechai Papirblat besuchen konnten. Zu einigen Details hatte Thorsten noch weitere Fragen aufgeschrieben, die der alte Mann geduldig und mit wachem Geist beantwortete. Diesmal hielten wir den Besuch natürlich kürzer, nach etwas mehr als einer Stunde verabschiedeten wir uns endgültig.

Den letzten halben Tag am Mittwochvormittag nutzten wir zu einer Ausfahrt an den Strand und einem Spaziergang nach Jaffa, wo ich selbst noch nie war. Erst nun, während meines neunten Aufenthalts in Israel, besuchte ich die alte Hafenstadt, von wo Jona auf einem Schiff Richtung Tarsis floh, um Gottes Auftrag zu entkommen. Ein Brunnen erinnert an den großen Fisch, der ihn verschluckte und wieder an Land spuckte. Aus frischgepressten Jaffa-Orangen trank ich quasi am Originalschauplatz den besten Orangensaft meines Lebens.

Und dann, nach der Mittagszeit, verließen wir schwitzend das heiße Israel und flogen zurück in die deutlich kühlere Heimat.